Initiative zur Durchführung regelmäßiger Covid19-Tests an den regionalen Schulen unter Normalbetrieb

Offener Brief der niedergelassenen Haus- und Fachärzte an

  • Schulträger der Versorgungsregion Penkun, Pasewalk, Strasburg, Torgelow, Ferdinandshof, Löcknitz
  • Direktoren, Lehrer, Bürgermeister der Schulstandorte
  • Kreistags-, Landtags-, Bundestagsabgeordnete der Region
  • Gemeindevertretungen der Schulstandorte
  • Gesundheitsministerium MV, z. Hd. Herrn Glawe

Pasewalk, den 20.05.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchten wir eine Initiative zur Durchführung von regelmäßigen Covid19-Tests an den regionalen Schulen unter Normalbetrieb nach den kommenden Sommerferien anregen.

Einerseits ist unsere ländliche Region statistisch von überdurchschnittlich vielen Menschen im risikoreichen Altersbereich geprägt und andererseits darf sich eine fortschreitende Bildungsbenachteiligung der hiesigen Kinder/Jugendlichen pandemiebedingt nicht weiter manifestieren.

Die Erfahrungen der letzten Wochen zeigen (auszugsweise Aufzählung):

  • Digitale Unterrichtsformen sind aus den verschiedensten Gründen kein Ersatz für den professionellen Präsenzunterricht. Ein ausgebildeter Lehrer ist digital nicht ersetzbar! Unsere Kinder dürfen nicht weiter wegen Covid benachteiligt werden.
  • Die Hygieneregeln und Präventionsmaßnahmen sind auch von engagierten Schulen nicht zufriedenstellend durchsetzbar, bzw. ersetzen keine regelmäßigen Tests.
  • Die wissenschaftliche Studienlage zu den Infektionshotspots, hat insbesondere in Frankreich die Schulen (ab 5. Klasse) kausal zum exponentiellen Infektionsausbruch hervorgehoben.
  • Das SARS-CoV-2 hat wegen seines prozentualen Anteils an asymptomatischen Krankheitsverläufen einen hohen Latenzgrad. Es muss als wesentlich infektiöser als bekannte Viren eingeschätzt werden. Im Sommer nimmt die Infektiösität ab.
  • Die Mortalitätsrate für die definierten Risikogruppen ist wissenschaftlich bewiesen hoch.
  • Die pulmologischen-/kardiologischen Folgeerkrankungen von Genesenen jeder Altersgruppe sind signifikant.
  • Traditionell werden Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere von den Männern, unterdurchschnittlich in Anspruch genommen. Somit sind viele Vorerkrankungen bisher unerkannt.
  • Viele Arbeitnehmer müssen über die Landesgrenzen zum Arbeitsplatz pendeln und deren medizinische Versorgung ist aus Zeitgründen nicht lückenlos. Weiterhin arbeiten viele Menschen im Gesundheitsbereich der Region, bzw. arbeiten mit dem Gesundheitsbereich zusammen. Somit ist in unserer Region das Risiko für Gesundheitseinrichtungen höher.

Aus den genannten primären Gründen müssen der Gesundheitsschutz der Bevölkerung und der umfassende Bildungsanspruch der Kinder/Jugendlichen in eine gesellschaftlich sinnvolle Balance gebracht werden.

Diese Problemlösung kann sekundär die Grundlage einer kontinuierlichen wirtschaftlichen regionalen Tätigkeit sichern helfen, die nicht durch Lockdown geschädigt wird, sondern temporär-/regional präventiv und kalkulierbar bleibt.

Die Normalisierung unseres Zusammenlebens muss nicht zu einem unkontrollierten Infektionsgeschehen führen. Während der Sommerferien werden die Kinder mit Ihren Eltern urlaubsbedingte auswärtige Kontakte haben. Die Pendler werden verstärkt aus dem Homeoffice wieder reisen müssen. Wie alle SARS-Viren wird nach den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen auch SARS-CoV-2 im Herbst wieder infektiöser werden.

Wir möchten folgenden Verfahrensweg als präventive Warnmaßnahme empfehlen:

  • 1. Woche nach den Sommerferien 2 x Test, alle Tests generell freiwillig-Mut zur Lücke
  • 2. – 12. Woche nach den Sommerferien 1 x Test wöchentlich
  • Testmittelbeschaffung & Testorganisation: Ambulante Arztpraxen / FoKo-Gesundheitsinitiative Ärztliche Fortbildung und Kommunikation Pasewalk in Kooperation
  • Transportorganisation Tests: über Arztpraxen mit Kooperationspartnern
  • Erfassung Test: über webserverbasierender Testmittelplattform
  • geplante wöchentliche Testanzahl: alle Schüler/Lehrer von Versorgungsregion: ca. 4.500 (7.000)
  • Kosten für Testabnahme+Testtransport: zum Selbstkostenpreis
  • Kosten für Plattform-Dateneinpflege: über Bildungseinrichtungen

Die Kinder und Jugendlichen müssen in den Regelschulbetrieb. Die Lehrer und die Schüler brauchen den größtmöglichen Schutz. Die Infektionsrisiken der älteren Bevölkerung müssen realistisch gesteuert werden. Die regionale Wirtschaft sollte kalkulierbare Strukturen und Perspektiven vorfinden. Das Konzept bietet hierfür einen Lösungsansatz.

Wir bitten Sie um eine zeitnahe wohlwollende Befassung mit dem Thema und hoffen auf eine kurzfristige Befürwortung und Unterstützung. Wir sind sicher, den oben beschriebenen uneigennützigen Organisations- und Arbeitsanteil zur Testdurchführung mit der Hilfe von Schwestern/Schüler/Eltern/Lehrer/Direktoren/Ärzte/Mithelfer an diesem zugegebenermaßen großen Kraftakt organisieren zu können .  

Wir sind überzeugt, dass dieses Projekt vorausschauend und regional verbindend ist.

 

Mit freundlichen Grüßen

i.A. niedergelassener Haus- und Fachärzte

Dr. med. Christine Bahr
(www.bahr-kardiologie.de)